„Schokoladenhaus“
An der Stelle eines eingeschoßigen Hauses mit Seitenflügel errichtete 1914 der Otto Wagner-Schüler Ernst Lichtblau für Ida Hofmann das dreigeschoßige Miethaus, welches infolge seiner ungewöhnlichen Fassadengestaltung im Volksmund als „Schokoladenhaus” bezeichnet wird.
Nach dem ersten Entwurf sollte die Unterkellerung lediglich aus dem Keller des Vorgängerbaues bestehen; in der ausgeführten Variante wurde dieser alte Keller aber erweitert.
1914 erhielt das Haus den „Preis der Gemeinde Wien für hervorragende Bauten“. 1932 erfolgte eine Wohnungsteilung, 1938 wurde das Dach ausgebaut. Wo ursprünglich Trockenraum und Bügelkammer lagen, errichtete man eine Wohnung; die Waschküche wurde zu einem Atelier umgebaut.
Die Gestaltung der Fassade zeigt eine weitgehende Unabhängigkeit von Otto Wagner; Einzelheiten, wie Fensterformen und Kontrastierung von glatter Wand zu Dekoration, rücken diese Fassade eher in die Nähe der Intentionen Josef Hoffmanns. Die Wand lebt von der Spannung zwischen Strenge und lebendiger Ausformung der Details, zwischen glatter Fläche und Relief. Die Entwürfe für den auffallenden, in Dunkelbraun gehaltenen Majolikaschmuck stammen von Willibald (Willy) Russ.
Die Keramikverkleidung zwischen den Fenstern und um das Eingangsportal besteht aus floralen und figuralen Darstellungen, die in den drei Geschoßen zum Teil variieren. Im Hochparterre wurden in drei Reliefs die Buchstaben H, I und S eingearbeitet; im schmäleren Figurenrelief an der linken Seite des Eingangsportales befindet sich die Jahreszahl 1914. Figuren und Pflanzen sind in ihrer expressiv-dekorativen Stilisierung Teile einer großen ornamentalen Lösung. Die vertikale Ausrichtung der Reliefs bildet mit den ebenfalls die Senkrechte betonenden Fenstern einen Gegensatz zu den markanten Horizontalen der Fensterbänder und Gesimse.
Das Dachgesims ist mehrfach gestuft und aus keramischen Reliefleisten mit Pflanzen- und Vogeldarstellungen gebildet. Auch hier zeigt sich ein schier unerschöpflicher ornamentaler Reichtum. Die glatten Flächen der Fassade bestanden ursprünglich aus geschliffenem Carraramarmor. Eine interessante Detaillösung stellen die seitlich geführten Regenrinnen dar.
Quelle: http://www.hietzing.at/Bezirk/geschichte2.php?id=162